Mücke im März

Autorin: Veronika Rotfuß

Was Mückes Mutter  wohl von Yurik halten würde?
Yurik, der als Tier ein sandfarbener Puma wäre und der Martin in den Schwitzkasten genommen hat, weil dieser behauptet, Mückes Mutter wäre eine Irre. Obwohl, manchmal fragt sich Mücke, ob ihre Mutter nicht wirklich eine Verrückte ist. Warum sonst würgt sie in einem Anfall ihren Sohn oder liegt meistens abwesend in ihrem Bett und vergisst die Namen ihrer Kinder? Abwesend ist auch die meiste Zeit Mückes Vater, aber nicht wegen einer Demenzerkrankung, sonder wegen seiner Arbeit in Tokio. In so einer Familie ist es ganz schön schwierig, optimistisch in die Zukunft zu schauen, aber spätestens, wenn Mücke und ihre beste Freundin Nora auf „ihrem“ Dach sitzen und über die Dächer Hamburgs schauen, ist Mücke glücklich. Oder wenn sie mit Yurik im Majestic-Hotel schwimmt oder auf einem Ane Brun Konzert abtanzen kann, notfalls auch mit ihrem Vater…

" 'Die Handlung des Comics beschränkt sich auf zwei Personen, die mit dem Fahrrad über den Ozean fahren. Direkt auf den Wellen. Nichts Spektakuläres passiert. Einmal ist es Nacht. Dann Morgendämmerung. Stürmisch. Windstille. Die zwei Personen fahren. Das grauschwarze Meer wiegt sie auf und ab.'
Im Kunstunterricht sollen sie ein Bild mit drei zueinander passenden Farben malen. Ohne lang zu überleben, fängt Mücke einen Comic mit dunklen Farbtönen an."

Ich finde, mit diesem Comic kann man das Buch am besten beschreiben.
Veronika Rotfuchs erzählt, wie Mücke den März erlebt, nichts Spektakuläres passiert. Es ist die Geschichte eines 15jährigen Mädchens, die ihren ersten Freund und eine beste Freundin hat und deren Mutter an einer Demenzkrankheit leidet. Mal herrscht im Leben des Mädchens Morgendämmerung und Windstille, dann ist es  Nacht. "Super Aufregend" ist der Roman nicht, aber die Schreibweise der Autorin, die mir sehr gefallen hat, lässt den Spannungsfaktor sowieso unwichtig werden.
Als kleinen Nebeneffekt hat mir die Geschichte zudem gezeigt, wie wertvoll es ist, eine gesunde Mutter zu haben und manchmal auch ihre Meinung zu hören. Als Mücke sich fragt, wie ihre Mutter Yurik finden würde, muss sie sich eingestehen, dass sie so eine Frage sicherlich nicht interessiert hätte, wäre ihre Mutter noch gesund, doch jetzt ist es für eine Antwort schon zu spät.
Gestört hat mich nur eine Kleinigkeit: Der Kuss. Mücke schnappt sich in den Duschräumen Yurik, ohne vorher auch nur eine kleine Andeutung ihrer Gefühle zu machen, und küsst in auf den Mund. Dabei war sie sicher, ihre erste Liebe würde sie nicht beachten. Nicht besonderst realistisch, zumal Mücke eher der zurückhaltende Typ bei Jungen ist. Aber wer weiß, vielleicht hat die Autorin den Kuss ja so geplant, um die Überraschung Yuriks auch dem Leser spürbar zu machen, für Yurik war der Kuss nämlich genauso überrumpelnd wie für mich als - ansonsten begeisterte - Leserin.

Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 24. Juli 2008