Die goldene Kriegerin

Autorin: Federica de Cesco

Goldene Kriegerin Buchcover

Federica de Cescos neuer Roman „Die goldene Kriegerin“ verspricht viel – die fesselnde Geschichte einer mutigen Kriegerin, tragische Liebe, ein schillerndes Panorama des historischen Japan und die leise Mystik seiner Traditionen. Genug für alle Freundinnen historischer Romane, sich die Finger zu lecken nach dem Buch, das außerdem in verführerischer Optik im Stil von anderen beliebten Asien-Romanen wie etwa „Das Schwert in der Stille“ oder „Seide und Schwert“ daher kommt (allerdings im Gegensatz zu diesen keine klaren Fantasy-Elemente enthält).
Die große Frage: Kann ein Jugendbuch von mit ca. 400 Seiten fast bescheidenem Umfang all diese Versprechen halten?

Jein.
Die größte Stärke der „goldenen Kriegerin“ sind zweifellos die atemberaubenden Momentaufnahmen, die der Roman zu bieten hat – Abschiedsszenen, die zu Tränen rühren und Schlachtpläne, die das Herz schneller schlagen lassen vor Spannung. Einziger Wehmutstropfen dabei ist, dass sich dieser Stil nicht durch das gesamte Werk zieht, sondern diese besonders berührenden Szenen eingebettet sind in eine gut, aber nicht unbedingt herausragend geschilderte Handlung. Darüber hinaus merkt man dieser Handlung leider an, dass sie allzu sehr aus Höhepunkten besteht, denen ab und zu das verbindende Element zu fehlen scheint – nicht der rote Faden, aber der flüssige Übergang, der vielleicht etwas zu oft durch beschreibend geraffte Abschnitte ersetzt wird. Das mag sich allerdings durch die Rahmenbedingungen erklären lassen, in die die eigentliche Handlung eingebettet ist: von Anfang an wird klar, dass es sich dabei um die Erinnerungen der inzwischen in Alter und Würde ergrauten Protagonistin handelt, vor deren geistigem Auge die Ereignisse gleichsam wieder auferstehen.

Ein weiterer, vielleicht unbedeutender, Kritikpunkt trifft die Ausstattung mit Anhang und Erklärungen: verspricht das Buch auf der Rückseite „die großartige Geschichte der berühmtesten japanischen Kriegerin“, fehlt im Innern jeglicher Hinweis darauf, wie diese Formulierung zu verstehen ist. Erst die Suche über Google ergibt einen Wikipedia-Eintragmit folgender Auskunft: „Tomoe Gozen war eine der wenigen weiblichen Krieger der japanischen Geschichte. Die Existenz von Tomoe Gozen gilt als umstritten und einige Historiker mutmaßen, [sie] könnte nur eine Erfindung (…) gewesen sein.“ Da sich der Roman ansonsten mit Glossar und historischer Landkarte schmückt, finde ich es doch enttäuschend, dass sich Autorin und/oder Verlag nicht einmal zu einer kurzen Erklärung in dieser Richtung durchringen konnten, geschweige denn erwähnen, dass (jedenfalls, wenn man Wikipedia Glauben schenkt) die Handlung des Romans von den überlieferten Erzählungen über Tomoe in manchen Punkten abweicht bzw. sich nur mit einer bestimmten Version deckt – was ja keineswegs schlimm wäre, aber doch nett zu erfahren.

Fazit: Ein durchaus lesenswertes Buch, das ich von (beinahe) jedem anderen Autor als gutes Werk bezeichnet hätte, allerdings verwöhnt durch Federica de Cescos andere historischen Jugendbücher (mit erklärendem Anhang ;-) und ihre grandiosen Romane für Erwachsene eher im Mittelfeld ansiedeln würde.

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Autorin / Autor: pfefferminztea - Stand: 3. April 2009