Webdesignvirus

Gitana ist ganz schön im Webseitenstress. Schuld daran ist ihrer Meinung nach LizzyNet - genauer gesagt der html-Kurs...

Lizzynet war der Beginn

Angefangen hat alles mit dem Lizzynet-HTML-Kurs. Nach erfolgreicher Beendigung des wirklich empfehlenswerten Kurses, stand das Berufspraktikum von der Schule vor der Tür. Also recherchierte ich im Internet und fand schließlich ein Webdesign-Unternehmen in der Nähe. Rein programmiermäßig hat mir das leider nicht allzu viel gebracht, jedoch hat es mir das Auge geöffnet, dass auch das Design zählt und worauf folglich geachtet werden muss. Außerdem erhielt ich super Grundlagen, wie der ganze Suchmaschinenzirkus funktioniert, inwieweit man die Suchergebnisse beeinflussen kann und wie viel die richtige Domain ausmacht.

Design ist nicht alles

Es entstand eine Seite über das Praktikum, die zwar visuell nahezu perfekt war, aber leider reichte am Ende die Zeit für eine sinnvolle Umsetzung nicht aus, also wurde alles ruckzuck mit Frontpage verlinkt und ins Netz gestellt. Die horrorlangen Ladezeiten stehen also in keinem Verhältnis zum weniger sinnvollen Inhalt der Seite.
Bald ergab sich die nächste Gelegenheit und ich brachte eine Seite über den Griechenlandaustausch unserer Schule ins Worldwideweb. Dieses Mal war ein besonderes Design technisch einfach nicht drin, da ich mir in den Kopf gesetzt hatte, alles mit Notepad zu schreiben und dazu nicht die nötigen Kenntnisse / Ideen hatte. Immerhin erfüllte die Seite  allemal ihren Zweck, den Kontakt nach Griechenland zu erleichtern.
Mein Lizzynetwissen reichte mir nicht mehr aus, und ich begann die selfHTML-Seite zu erforschen, sowie von sämtlichen Webseiten die Quelltexte zu lesen, soweit dies möglich war. Allerhand wurde kopiert und anschließend die Wirkung ausprobiert. Mit der Zeit wurde ich richtig süchtig nach den Quelltexten…
Nach den Sommerferien ergab sich die nächste Gelegenheit. Viele Leute aus allen Ecken Deutschlands sind im Urlaub gemeinsam nach Polen gefahren, tja und das Internet ist danach nun mal die einfachste Kontaktmöglichkeit. Unter enormem Zeitdruck schusterte ich, wieder mit dem guten Notepad eine einfache, unkomplizierte Seite zusammen.
Dann fing der Boom an. Urplötzlich braucht jeder Verein, jede Gruppe und jeder Treff eine eigene „Internetpräsenz“.

Internetboom

Bei Treffen und Besprechungen herrscht minutenlanges peinliches Schweigen, bei der Frage „Wer könnte denn eine Webseite machen?“. Bei einem Jungsanteil von über 50% schweige ich und denke, dass das „schwache“ Geschlecht ja bekanntlich nicht so viel Zeit am PC verbringt, der männliche Teil umso mehr. Folglich müsste ja irgendeines der männlichen Wesen in der Lage sein, eine klitzekleine, einfache Seite online zustellen. Denkfehler! Keiner meldet sich, bis ich mich schließlich doch erbarme. Auf die Frage, wer mich denn eventuell unterstützen könnte, wieder betretenes Schweigen. Schließlich Wortmeldungen wie „Also, ich könnt ja schon helfen, aber mit so Homepages und so, da kenn ich mich gar nicht aus…“.

Jungs, was macht ihr den ganzen Tag lang?

Jungs, was macht ihr den ganzen lieben langen Tag, wenn ihr vorm Computer sitzt??? Schreibt ihr seitenlange E-Mails an eure Freundinnen, setzt ihr euch im Internet für Tierschutzrechte ein, helft ihr hilflosen Anfängern und gebt ihnen Tipps in Newsgroups, lest ihr niveauvolle Internetmagazine??? Oder bleibt ihr stundenlang im gleichen Level vom jump-and-runspiel hängen??? Immer wieder die gleichen Monster abbballern? Gästebücher zumüllen und Foren mit sinnlosen Einträgen füllen???
Wenn das so weitergeht lautet der Begriff bald nicht mehr Webmaster, sondern „Webmistress“!
Oder sind sich die Herren der Schöpfung zu gut dazu, sich unentgeltlich für ein soziales Projekt zu engagieren. Klar steckt ne Menge Arbeit hinter einer Webseite, doch für den eigenen Verein müsste das doch auch drin sein, ohne dafür abzukassieren.
Die Arbeit wird jedoch meist gut honoriert. Vielen ist es absolut unverständlich, wie man so etwas machen kann, andere sind erstaunt, dass man die Seite sogar im Ausland angucken kann und von allen Seiten hagelt es Lob. Und immerhin wird jede neue Seite ein bisschen besser als die vorherige, man lernt unheimlich viel durch eigene Fehler, knüpft neue Kontakte, indem man die Verantwortlichen verschiedener Webseiten um Erlaubnis, deren Fotos verwenden zu dürfen, bittet, oder an andere Webmaster/-mistresses **g** E-Mails schickt und ganz nett nach bestimmten Tricks fragt. Das Erfolgsgefühl, das man bekommt, wenn die Seite dann endlich pannenfrei läuft, alle Links einwandfrei funktionieren und die Statistik täglich mehr Besucher anzeigt ist einfach unbeschreiblich.
Außerdem bleibt mir durch die ständig neuen „Aufträge“ erspart, eine peinliche Webseite mit Babyfotos, allen möglichen intimen Details und täglichem Onlinetagebuch zu veröffentlichen.
Momentan stehen noch 2 Seiten auf der Liste, die anderen 5 müssen immer wieder aktualisiert werden. Ich kann also über Langeweile nicht klagen, und alles hat ganz harmlos mit Lizzynet angefangen… Der Webdesignvirus hat mich voll erwischt.

Also Jungs, ballert weiter in euren spannenden Computerspielen rum, erfreut euch an den spärlich bekleideten Damen im Netz und schreibt blöde Kommentare in Gästebücher, wenn euch dies erfüllt. Solange es Lizzynet gibt, gibt es ja auch noch nahezu müllfreie Foren, die vorhin erwähnten Damen müssen auch von irgendetwas leben und das Zensieren von sinnlosen Gästebucheinträgen ist für die Frau von heute ja auch kein Problem mehr. Aber wundert euch nicht, wenn es in 20 Jahren Webmistress heißt, euch bei der Bewerbung um einen Job das Level, des neusten PC-Spiels, das ihr erreicht habt nicht viel nützt und euer Postfach nur von Umfrageaufrufen von PC-Spieleherstellern gefüllt wird!

Autorin / Autor: gitana - Stand: 20. Februar 2004