Zwölf

So viel wollten sie wissen. Sie fragten und redeten und antworteten.

So viel wollten sie wissen. Sie fragten und redeten und antworteten. Sie redeten mit mir, aber es war so egal, so egal.

Sie wussten, dass ich da saß, auf dem Stuhl, und wartete. Ich wusste es nicht. Ich schwebte da herum, irgendwo über ihren Köpfen. Ich wartete.

"Ja, zwanzig werde ich schon sein." Aber wen interessierte das denn?
"Ja, hab ich wohl, sonst wär ich ja nicht hier.
Nein, aber das wollten Sie doch nicht wissen."

Sie haben ihm geglaubt, nicht mir. Sie redeten von Zahlen, aber das war nicht die, die ich wissen wollte. Es waren keine Vorwürfe in ihren Stimmen. Es war ihnen ganz egal. Sie mussten reden, ganz einfach. Und am Ende sagten sie mir eine Zahl.
Sie gingen raus, aber ich wusste, dass sie wiederkommen würden. Es war still.

"Eins, zwei, drei, vier?" Nein, ich glaube nicht.
"Fünf, sechs, sieben, acht." Ich zählte still weiter. Die Zahlen beruhigten mich.
"Neun, zehn." Ich sagte die Worte leise vor mich hin. Wie lange?
"Elf, zwölf."
Sie kamen rein.
"Zwölf." Zwölf.
Zwölf sagten sie.
Zwölf Jahre lang Gefängnis.

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Stand: 24. Oktober 2008