Wenn man nur mal drauf achtet, findet man praktisch an jeder Ecke die beiden Ziffern 1 und 2, zusammen 12. Das fängt morgens an, ich guck auf meinen Wecker und der große Zeiger deutet auf die 12, was heißt, dass ich schon wieder verschlafen habe und ich deshalb 12 – 15 Minuten (abhängig vom Busfahrer) zu spät kommen werden. Werfe ich dann einen Blick in den Kalender und auf den Stundenplan, wünsche ich mir, dass der Tag 12 Stunden mehr besäße, damit ich alles, was von mir erwartet wird, erfüllen kann.

Um Punkt 12 Uhr klingelt mein Sanitäterhandy um mich zu einem Notfall zurufen. Ein Mädchen hat Bauchschmerzen, was meinen Mit-Sanitäter dazu bewegt auf Entzündung des 12-Fingerdarms zu tippen. Ich vermute aber einfach, dass die 12-Jährige Angst vor der Mathearbeit in der nächsten Stunde hat. Nach zwei 6en find ich das verständlich und entlasse sie nach Hause. In der Stunde vor der Mittagspause habe ich Englisch. Meine Englischlehrerin überzieht wie immer 5 Minuten. Dafür fängt Geschichte nach der Pause auch gerne schon 7 Minuten früher an. Ich sollte mich doch mal beschweren, dass meine freie Zeit um 12 Minuten verkürzt wird. Wenn die Zeiger meiner Armbanduhr auf 12 Minuten nach 3 stehen, pack ich langsam meine Sachen um die Schule um 15 nach fluchtartig zu verlassen.

Zuhause sitze ich stöhnend über meine Hausaufgaben gebeugt. Ein Duzend Aufsätze, Rechen- und Rechercheaufgaben wollen bis zum nächsten Tag erledigt werden. Dabei läuft heute Abend doch dieser toller Film, die "12 Geschworenen" von Sidney Lumets. Mal sehen, was die Lehrer alles von mir wollen… Puh, woher soll ich wissen, was es mit den 12 Sternzeichen auf sich hat? Schauen wir mal, was Wikipedia dazu sagt. Es hat etwas mit den 12 Mondphasen und den 12 Monaten zu tun. Dadurch, dass die Erde sich dreht, sahen die Hochkulturen Mesopotamiens verschiedene Sternbilder, die zu Sternzeichen wurden. Praktisch anstelle von Geburtstagen. Klingt irgendwie komisch: Ich wurde am 12 Tag der 3 Mondperiode im Zeichen des Fisches geboren… Egal, schnell aufgeschrieben.

Weiter geht’s mit Kunst: Finde ein Hilfsmittel, mit dem man im Mittelalter eine rechten Winkel abmessen konnte. Wie gut, dass man mit Geschichtsfreaks befreundet ist. Schnell in meine Messenger Liste geschaut. Ah an 12. Stelle steht Lars und liefert mir sogleich eine Antwort. Es gab ein Seil, das in 12 Teile geteilt war. Wenn man das in drei Seiten mit den Längern 3,4 und 5 Teilte, ergab das einen rechten Winkel zwischen den kürzeren Seiten. Interessante Erfindung. Während ich auch das in schriftlicher Form festhalte, bin ich erleichtert dieses Verfahren nicht mathematisch begründen zu müssen. An den Geschichtshausaufgaben verzweifele ich allerdings. An die 12 Artikel in den Forderungen der Bauern im deutschen Bauernkrieg kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern und Lars hat sich leider anderem zugewandt. Allein an die Tatsache, dass sich alles in Memmingen abspielte lässt sich in mein Gedächtnis rufen. Nach den Hausaufgaben verlässt mich dann doch der Mut. Der Rest wird morgen abgeschrieben.

Jetzt will ich erstmal zum Training. In meiner Mannschaft sind 12 Mädchen, wir alle Spielen Volleyball. Unserem Trainer gefällt diese Zahl so gut, dass er uns heute 12 Runde laufen lässt und uns dazu bringt 12 Liegestützen zu machen. Außerdem verteilt er heute die Trikots für das Spiel morgen gehen den PV 1912. Ich wollte doch so gerne die Nummer 12 tragen. Die ist aber leider dem 12. Mann vorbehalten. Unsere Fans sind eben wichtig, so unser Trainer. Vielleicht sollten wir ihn darüber aufklären, dass wir nicht beim Fußball sind und so auch nur 6 Leute auf dem Feld haben.

Zurück in meinen 4 Wänden dusch ich 12 Minuten und dann gibt’s auch gleich Abendessen. Ich hatte ganz vergessen, dass es ein großes Geschäftsessen war und finde mich als 12. Person am Tisch wieder. Irgendwann beginnt einer der Fremden über die Bedeutung der 12 Jünger auf dem Bild „Das letzte Abendmahl“ von Da Vinci zu diskutieren und ich ergreife die Flucht. Vor dem Fernseher stelle ich fest, dass „Die 12 Geschworenen“ erst um 12 Uhr nachts laufen. Also zappe ich durch die Programme. Hier eine Eurovisons-Sendung zu der die Europäische Flagge mit den 12 Sternen aufleuchtet. Wir reisen durch Europa… Schließlich finde ich meine Lieblingsserie, 24. Als ich endlich völlig geschafft in meinem Bett liege, lass ich mir den Tag noch mal durch den Kopf gehen. So viele 12. Zwei Ziffern. Zufall oder Berechnung? Hat das alles eine Bedeutung 1 und 2 , 12, 1 und 2 , 12 und 1 und …