Eisprinzessin  - Teil 3 & 4

von Janka Katharina Hardenacke

© Foto "Eisrose" von phlug; Quelle: photocase.de

Teil 3

Meine Finger tasteten sich die Regale entlang, fühlten vorsichtig voraus, bis sie den Lichtschalter gefunden hatten. Erleichtert legte ich den kleinen Haken um. Warum war dieser verdammte Schalter nicht direkt neben der Tür? Es war große Pause, Mittagszeit. Doch ich war nicht bereit für lautes Stimmengewirr und die Menschenmassen in der Cafeteria. Also hatte ich einen Streifzug durch die Schule unternommen und war schließlich in der Karten-Kammer gelandet. Vor mir bauten sich die Arabischen Emirate auf. Dahinter konnte ich Hawaii und den Pazifischen Ozean entdecken. Ich holte mir meinen Apfel aus der Tasche, ließ mich zwischen zwei Regalen nieder und biss in die rote Schale. Auf einmal hörte ich, wie die Tür aufgemacht wurde. Es fehlte mir noch, dass mich ein Lehrer oder der Hausmeister in dieser Kammer fand, während ich eine Brotzeit einlegte. Ich kroch tiefer in mein Versteck. Schritte kamen auf mich zu, zögernd und verwundert hörten sie sich an. Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Da stand er auch schon vor mir. Es war der Junge mit den Eisaugen.

Er runzelte die Stirn, musste sich dann aber anscheinend ein Lächeln verkneifen. „Darf ich?“ Verwirrt nickte ich, woraufhin er sich neben mir nieder ließ. Sein Arm berührte meinen. Ich rückte noch ein Stück weg, denn ich war es nicht gewohnt jemanden so eng bei mir zu haben. Nach einer Weile sagte er: „Die Meisten wissen wahrscheinlich gar nicht, dass es diesen Raum hier gibt. Aber das macht mir nichts. Ich bin am liebsten für mich allein.“ Er schaute mich an und lächelte. „Aber dass du hier bist, stört mich nicht!“

„Glaubst du ich hab es nötig, mich von einem völlig fremden Typen anlabern zu lassen?“, entfuhr es mir. „Gibt es nur einen auf dieser Schule, der nicht fremd für dich ist?“, fragte er. Das hatte gesessen. Er streckte mir seine blasse Hand entgegen. „Nathan. Ich bin Nathan.“ Jetzt war er kein Fremder mehr. Und in einem Schwall von Mut erfasste ich seine Hand und sagte: „Elsa.“ So, Hand in Hand, saßen wir noch eine Weile da. In meinem Kopf hörte ich eine raue Stimme und sie flüsterte: „Nathan....Nathan...“

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Autorin / Autor: Janka Katharina Hardenacke - Stand: 5. Februar 2009