Telefonieren mit gutem Gewissen

Erstes Fair-Trade-Handy geht in Produktion
Bild: Fairphone.com

Wer seine T-Shirts nur noch bei Ökolabeln kauft, seine Eier ausschließlich im Bioladen erwirbt, immer darauf achtet, dass keine Kinderarbeit in seinen Konsumprodukten steckt und überhaupt versucht, ein ethischeres Kaufverhalten an den Tag zu legen, stieß bisher späteestens dann an seine Grenzen, wenn es darum ging, sich ein neues Laptop oder Smartphone zuzulegen. Alle wissen, dass oftmals nicht nur die Produktionsbedingungen in den Billiglohnländern zu wünschen übrig lassen, sondern dass unsere Lieblingsspielzeuge auch Rohstoffe wie zum Beispiel Coltan, Cobalt oder Zinn enthalten, deren Abbau in Kriegs- und Krisengebieten stattfindet und viele blutige Auseinandersetzungen mit sich zieht. Der Abbau der Metalle und Mineralien in den Minen wird oft von sogenannten Warlords kontrolliert, die mit dem Erlös ihre Armee und somit den Bürgerkrieg (z.B. den Ostkongo-Konflikt) finanzieren.

Gar nicht schön das alles, aber was können wir als KonsumentInnen tun? Es ändern! sagt das soziale Unternehmen FairPhone und startet ab sofort mit Hilfe der Stiftung Waag Society die Produktion eines fair produzierten Smartphones. Es wird zum Großteil fair gehandelte Rohstoffe enthalten (auch wenn es zurzeit noch nicht möglich ist, alle Rohstoffe aus fairem Handel zu beziehen). Produziert wird das Fairphone bei einem Auftragsfertiger in China, der zumindest in seinen Unternehmensgrundsätzen soziale Standards für seine Beschäftigten festgelegt hat. Eine europäische Produktionsstätte wäre FairPhone zwar lieber gewesen, aber dafür hätten sie "den Inhalt einer ganzen chinesischen Fabrik nach Europa verschiffen" müssen, erzählt Miquel Balleste auf der Webseite von FairPhone, wo man ganz offen über die Schwierigkeiten eines solchen Vorhabens aufgeklärt wird.

Um das FairPhone möglichst ohne Ausbeutung und ohne Bürgerkriegs finanzierende Mineralien zu bauen, arbeiten die Entwickler mit verschiedenen Non-Profit-Organisationen (NPOs) zusammen und besuchen auch selbst die Minen, um sich die Arbeitsbedingungen vor Ort anzuschauen.

*Nur wenig fair?*
KritikerInnen merken an, dass das Fairphone nur wenige wirklich faire Elemente enthält und sich im Prinzip kaum von vielen herkömmlichen Smartphones unterscheide. An der von Fairphone unterstützten "Conflict-Free Tin Initiative", ein Entwicklungshilfeprojekt für den Kongo, würden sich auch schon andere Firmen wie Blackberry, HP, Motorola oder Nokia beteiligen. Ähnliches gelte für Tantal, wo Fairphone das von Motorola gegründete Projekt "Solutions for Hope" unterstützt, was auch viele andere Elektronik-Hersteller tun. Tantal komme ebenso wie Zinn überwiegend aus konfliktfreien Gebieten, die größten Fördernationen sind Australien und Brasilien. Somit sei das Engagement im Bereich Zinn und Tantal also weder neu noch exklusiv, so die Kritik.

Den MacherInnen von FairPhone ist klar, dass ihr Smartphone noch nicht das Toplevel der Fairness erreicht hat, aber sie bemühen sich um Transparenz, kämpfen für bessere Produktionsbedingungen und möchten mir ihrer Initiative der Industrie Denkanstöße geben. Diese Engagement wird bereits von vielen Menschen belohnt: 5000 haben es bereits vorbestellt, über 20.000 lassen sich über den Newsletter auf dem Laufenden halten.

Bevor ihr aber nun euer jetziges Smartphone auf den Müll werft, nutzt es lieber bis es auseinanderfällt - auch das ist ein guter Beitrag, um die Berge von Elektroschrott nicht noch mehr anwachsen zu lassen ;-).

Autorin / Autor: Redaktion / Bild: Fairphone.com - Stand: 14. Juni 2013