Legal Highs verdrängen Joints

Jahresbericht der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht

"Die Verbreitung des Konsums illegaler Drogen in Deutschland hat sich kaum verändert", das ist die zentrale Aussage des neuesten Jahresberichts der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, der diese Woche vorgestellt wurde. Allerdings hat sich die Zahl der Cannabis-KonsumentInnen -zumindest bei den Jüngeren - halbiert. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausfand, berauschen sich nur noch 5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an Joints, Tees, Keksen oder ähnlichen Cannabis-Produkten. Im Jahr 2004 waren es noch doppelt so viele: 10,1 Prozent; bei den 18-25-Jährigen blieb die Zahl dagegen unverändert bei 12,7 Prozent.

Doch ganz so erleichtert sind die Drogenbeauftragten der Staaten nicht, denn dafür bereitet ihnen ein neues Phänomen Sorgen: Immer mehr Jugendliche greifen inzwischen zu synthetischen Drogen und konsumieren zahlreiche Substanzen parallel, was nicht selten zu unabsehbaren Problemen führt. Synthetische Drogen gehören mittlerweile nach Cannabis sogar zu den am häufigsten konsumierten illegalen Substanzen in Deutschland. Etwa 2 Millionen Erwachsene haben bereits irgendwann einmal in ihrem Leben Amphetamine - auch bekannt unter dem Namen "Speed" konsumiert. Und ca. 400.000 Erwachsene haben schon einmal neue synthetische Substanzen, d.h. Spice-ähnliche Produkte, wie Räuchermischungen oder auch Badesalze probiert.

Händler bewerben diese Drogen gezielt als angeblich legale Alternative. In Internet-Shops, die sich zum Beispiel „HighLife“ oder „Smoke Palace“ nennen, kann man locker 40 Euro für 1 Gramm Badewannenreiniger loswerden - nur dass damit nicht die Duschtasse gereinigt wird... "Legal Highs", so werden diese Designerdrogen auch genannt, sind im Prinzip synthetisch hergestellte Substanzen, "die in ihrer molekularen Struktur den pflanzlichen Cannabinoiden wie dem THC ähneln und - wie im Falle von Spice - den Räuchermischungen beigemengt werden", erklärt ein Artikel der Jugend-Seite drugcom.de. Sie gelten solange als legal, bis sie durch staatliche Behörden erkannt und durch das Betäubungsmittelgesetz verboten werden. Dann geht der Kreislauf weiter und kreative Drogen-Chemiker kreieren wieder neue Mischungen, die als "Legal Highs" also als legale "Glücklichmacher" auf den Markt kommen.

Da die KäuferInnen meist keine genauen Angaben über die Inhaltsstoffe haben, kann es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommen, denn wie soll eine gezielte Behandlung in einem medizinischen Notfall aussehen, wenn die ÄrztInnen nicht wissen, aus welchen Bestandteilen die Drogen zusammengesetzt wurden? Zwar gibt es bisher keine Statistik über gesundheitliche Folge-Schäden, aber es wurden drei Todesfälle bekannt, die mit "Legal Highs" in Zusammenhang gebracht werden: Ein junger Mann starb an Atemstillstand, zwei andere begingen Selbstmord; einer indem er sich mit einem Messer und Glasscherben verletzte, der andere, indem er vor den Augen seiner Freunde von einem Parkdeck sprang, berichtet Dr. Volker Auwärter in einem Vortrag bei der Jahrestagung der Drogenbeauftragten 2011.

Das macht deutlich: die neuen synthetischen Drogen sind mit unkalkulierbaren Risiken verbunden und möglicherweise viel gefährlicher als so manche bekannte Droge. Also: Finger weg von verdächtigen "Badesalzen" und merkwürdigen Räuchermischungen, berauscht euch lieber an ungefährlicheren Dingen!

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 17. November 2011