Echtpelz oft als Kunstfell verkauft

Tierschützer fanden vor allem an günstigen Klamotten echten Pelz ohne Kennzeichnung

Würdest du freiwillig einen Mantel aus Echtpelz tragen? Die meisten verzichten liebend gerne auf echten Pelz. Doch dass der Bommel an der Pudelmütze oder der Fellbesatz an der Winterjacke oft gar nicht so künstlich ist wie angenommen, dürfte überraschen. Vor allem bei billigen Produkten werden die Verbraucher_innen getäuscht, wie der Deutsche Tierschutzbund und VIER PFOTEN in einer Recherche festgestellt haben. So seien die flauschigen Accessoires oft nicht aus Kunst-, sondern Echtpelz, ohne dass dies gekennzeichnet ist.

Die Tierschützer_innen haben in fünf deutschen Großstädten Kleidungsstücke mit Echtpelz auf ihre Kennzeichnung hin untersucht. Das Ergebnis ist in seinem Ausmaß erschreckend: Über 50 Prozent der Kleidungsstücke waren nicht gemäß der EU-Textilkennzeichnungsverordnung gekennzeichnet. Das jeweilige Etikett gab keine Information dazu, dass Bestandteile tierischen Ursprungs enthalten waren. Die Tierschützer_innen fordern von der Bundesregierung, sich auf EU-Ebene für eine transparente und verbraucherfreundliche Kennzeichnungsregelung einzusetzen. Nach Vorbild der Schweiz sollten die Tierart mit korrektem Artnamen, das Herkunftsland und die Art der Pelzgewinnung im Etikett der Kleidungsstücke klar benannt werden.

*Je billiger, desto fehlerhafter die Kennzeichnung*
Von den 55 Artikeln mit Pelzanteil unter 250 Euro waren 38 nicht gekennzeichnet. In den drei untersten Preisklassen (unterhalb 50 Euro) lag der Anteil der nicht gekennzeichneten Produkte bei durchschnittlich 89,2 Prozent. Bei den fünf Artikeln der untersten Preiskategorie von maximal 10 Euro fehlte überall die vorgeschriebene Kennzeichnung. Dass insbesondere günstige Artikel nicht gekennzeichnet sind, ist vor allem deshalb besorgniserregend, weil viele Verbraucher_innen davon ausgehen, dass echter Pelz teuer ist und der Pelzbesatz an Jacke, Mütze oder Handschuh gar nicht echt sein kann. Tatsächlich fanden sich allerdings die korrekt gekennzeichneten Pelzartikel in der Untersuchung überwiegend im höherpreisigen Segment ab 250 Euro aufwärts.

*Wo Acryl draufsteht, aber auch Echtpelz drinsteckt*
Dr. Henriette Mackensen, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund: "Solange mit der tierquälerischen Ware Pelz gehandelt wird, muss für den Verbraucher zumindest erkennbar sein, um welche Tierart es sich handelt, woher sie stammt und wie sie gehalten und getötet wurde. Allein diese Informationen würden viele Verbraucher vom Kauf abschrecken. Eine entsprechende Kennzeichnungspflicht ist lange überfällig."

Denise Schmidt, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN: "Laut Umfragen lehnen 86 Prozent der Verbraucher Echtpelz ab. Sie sind beim Einkaufen auf eine klare Kennzeichnung angewiesen. Wenn eine Mütze nur als '100 Prozent Acryl' etikettiert ist, obwohl der Bommel aus Echtpelz besteht, ist das Verbrauchertäuschung." 

*Hintergrund*
So haben die Tierschützer_innen recherchiert: Als Mitglieder der "Fur Free Alliance", einem internationalen Zusammenschluss von Organisationen gegen das Halten und Töten von Tieren zur Pelzgewinnung, haben der Deutsche Tierschutzbund und VIER PFOTEN im Oktober und November 2016 gemeinsam 87 Kleidungsstücke aus 49 Geschäften in Hamburg, Berlin, Köln, Augsburg und München untersucht. Die Produkte stammen aus Boutiquen und von Straßenständen, aus bekannten nationalen und internationalen Modeketten und Kaufhäusern sowie von Luxuslabeln und bewegen sich in einem preislichen Rahmen von 8 bis 1.195 Euro.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung  Deutscher Tierschutzbund - Stand: 15. Dezember 2016