Wer wütend guckt, sieht stärker aus

Forschung: Grimassen haben einen evolutionären Sinn

Bild: LizzyNet

Dass sich unsere Augenbrauen zusammenziehen, wenn wir verärgert sind, dass wir die Augen zusammenkneifen und den Unterkiefer vorschieben - all das ist kein Zufall. Der ärgerliche Gesichtsausdruck ist nichts Erlerntes, selbst blinde Kinder, die noch nie ein wütendes Gesicht gesehen haben, gucken wie alle anderen wütenden Menschen, und zwar überall auf der Welt.

Ein Forscherteam aus den USA und Australien, das sich schon länger mit dem Thema Wut in der menschlichen Entwicklungsgeschichte beschäftigt, hat nun untersucht, warum sich in der Evolution des Menschen ausgerechnet diese Grimasse für Wut durchgesetzt hat. Bei einem wütenden Gesicht sind immerhin sieben verschiedene Muskelgruppen aktiv.

Ihre Annahme: Es steckt kein Zufall dahinter. Wut ist eine Emotion, die vor allem in zwischenmenschlichen Verhandlungen zum Tragen kommt. Sie signalisiert, dass jemand mit einer Sache nicht zufrieden ist, und dass der Konflikt nicht enden wird, bevor eine akzeptable Lösung gefunden ist. Ein wütendes Gesicht ist insofern zuerst mal ein Signal, das dem Gegenüber zeigt: So nicht!

Darüber hinaus hat das wütende Gesicht aber noch eine weitere Funktion, vermuten die Forscherinnen: es soll die Konfliktpartner einschüchtern und Stärke und Gefährlichkeit zum Ausdruck bringen. Das passiert vor allem dadurch, dass das Gesicht durch die bei Wut enstehenden Muskelkontraktionen stärker aussieht.

So bewerteten es zumindest Testpersonen, denen die ForscherInnen computergenerierte Gesichter zeigten, in denen jeweils ein typisches Wutsignal zu sehen war: Mal senkten die WissenschaftlerInen die Augenbrauen des künstlichen Gesichts, mal verschmälerten sie die Lippen oder blähten die Nasenlöcher.
Jedes einzelne Element sorgte bei den Betrachtern für den Eindruck, dass der gezeigte Mensch physisch stärker sei als der gleiche Mensch ohne das entsprechende Wutelement.

Den Forschern zufolge deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Wutgrimasse sich evolutionär durchgesetzt hat, weil sie besonders einschüchternd wirkt und ihren Inhaber stärker und kampffähiger aussehen lässt. Und Stärke ist ja bekanntlich ein geeignetes Mittel, um die eigenen Interessen durchzusetzen - zumindest zu Zeiten als die Menschen ihre Widersacher noch mit der Keule zum Schweigen brachten. 

Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin Evolution and Human Behavior veröffentlicht.

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