Mobbing ist nicht gleich Cybermobbing

Virtuelles Ärgern beginnt oft als "Spaß"

War doch nur Spaß? Wer anderen böse Kommentare ins Gästebuch schreibt, online lästert und fies ist, ist sich oftmals gar nicht so wirklich bewusst darüber, dass er mobbt. Tatsächlich scheint die Dynamik beim Online-Mobbing eine andere zu sein als beim Mobbing, wie es auf dem Schulhof stattfindet. Das haben ForscherInnen um Jennifer Shapka von der University of British Columbia in zwei Studien herausgefunden, die knapp 18.000 Jugendliche umfassten.
In Befragungen zeigte sich, dass 25-30 Prozent der Jugendlichen schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht hatten, aber nur 12 % in irgendeiner Form bei Schulhof-Mobbing beteiligt waren (als Opfer oder TäterIn).
95% der Befragten gaben an, dass Bösartigkeiten im Netz meist als Spaß gemeint seien und nur 5% glaubten, dass der Hintergedanke sei, jemandem zu schaden oder zu verletzen. Für die ForscherInnen wird damit deutlich, wie sehr Jugendliche unterschätzen, was Cybermobbing bei den Betroffenen anrichten kann.

*Jeder ist mal dran*
Anders als beim Schulhofmobbing übernehmen Jugendliche beim Cybermobbing ganz unterschiedliche Rollen: mal sind sie selbst die Zielscheibe, dann auf einmal Täter oder Zuschauer. Auch entsteht Cybermobbing oftmals spontan, ist weniger geplant und systematisch wie die Attacken in der Schule. Es kann außerdem jeden treffen: wie schön, cool, beliebt und angesehen man in seiner eigenen Klasse auch sein mag, online wird das nicht unbedingt sichtbar. Das macht Cybermobbing aber nicht besser oder gerechter oder weniger schlimm. Denn das Ziel von Onlinemobbing zu sein, hat nicht nur Konsequenzen für die seelische Gesundheit und den schulischen Erfolg der Betroffenen, sondern habe im Extremfall sogar zum Selbstmord geführt, so die Forscherin.
Die Tatsache, dass die meisten Jugendlichen Cybermobbing dennoch als "Spaß " herunterspielten, zeigte, dass bisherige Anti-Mobbing-Maßnahmen sie nicht erreicht hätten.

Die Forscherin schlussfolgert, dass es für die Bekämpfung von Cybermobbing andere Maßnahmen braucht als für die Bekämpfung von systematischen Gemeinheiten im wirklichen Leben.

Die bisher gerne verbreitete Botschaft an Eltern, ihren Kindern beim Surfen mehr über die Schultern zu schauen, will die Forscherin aber nicht unterstützen. Sie glaubt, dass die ständige Kontrolle einer gesunden Entwicklung eher schade. Sie plädiert für eine offene und ehrliche Beziehung zwischen Eltern und Kindern, die den besten Schutz biete vor Verletzungen durch Online-Mobbing & Co.

Quelle:

Mehr zum Thema auf LizzyNet

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 16. April 2012