Leidenschaftlich oder kompetent?

Studie über stereotype Rollenerwartungen gegenüber FernsehmoderatorInnen

Bild: LizzyNet

Mehr als drei Stunden verbringen wir täglich vor dem Fernseher. Dabei begegnen wir etlichen ModeratorInnen, die uns Nachrichten servieren, uns durch eine Unterhaltungsshow führen oder Polittalkrunden leiten. Oftmals drehen sich die anschließenden Gespräche gar nicht so sehr um den Inhalt der Sendungen, sondern darum, wie wir den oder die ModeratorIn eigentlich finden. Wie aber soll denn eigentlich unser/e WunschmoderatorIn sein? Das wollten WissenschaftlerInnen der Technischen Universität München (TUM) mal genauer wissen. Mit ihrem Team befragte Prof. Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München, über 1000 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die WissenschaftlerInnen wollten herausfinden, was wir uns als ZuschauerInnen von den ModeratorInnen wünschen und welche Kompetenzen und Eigenschaften diese mitbringen sollten. Die Ergebnisse zeigten: Der ideale Moderator sollte unabhängig vom Sendeformat kompetent, durchsetzungsstark, sympathisch und glaubhaft sein – vor allem aber männlich.

Das galt besonders für Moderatoren von Sportsendungen, die zudem noch emotional und humorvoll sein sollten. Diese beiden Eigenschaften standen auch auf der „Wunschliste“ für ModeratorInnen von Unterhaltungsshows, während sie für Polittalks und Nachrichtensendungen eine geringere Rolle spielten. Auf die Frage, welche Eigenschaften eine „Traummoderatorin“ mitbringen sollte, nannten die StudienteilnhemerInnen zusätzlich zu den allgemeinen Eigenschaften, wie zum Beispiel Kompetenz, noch Leidenschaft, Kultiviertheit und Friedlichkeit.

Aber obwohl mehr Befragte den idealen Moderator für männlich hielten, spielte das Geschlecht bei der Bewertung einer Sendung meist keine Rolle. In den Augen der StudienteilnehmerInnen beeinflusste es die Qualität einer Sendung nicht, ob weibliche oder männliche Moderatoren durch Sport-, Politik- oder Nachrichtensendung führten. Eine Ausnahme bildete hier die Unterhaltungsshow – Sendungen mit männlichen Moderatoren wurden durchweg positiver bewertet.

*Jung, kompetent, humorvoll – wie wirken Moderatoren?*
Die ForscherInnen wollten darüber hinaus wissen, wie wir denn bekannte ModeratorInnen wahrnehmen. Die StudienteilnehmerInnen bekamen deshalb jeweils Bilder von vier Moderatorinnen und vier Moderatoren aus vier unterschiedlichen Formaten gezeigt. Es handelte sich dabei um NachrichtensprecherInnen, ModeratorInnen von politischen Diskussionsrunden, ShowmasterInnen und SportmoderatorInnen. Die ProbandInnen sollten dann unterschiedliche Eigenschaften wie Kompetenz, Humor, Glaubhaftigkeit oder Attraktivität den Personen zuordnen.

Dabei kam heraus, dass männliche Moderatoren signifikant kompetenter, sympathischer, glaubhafter und humorvoller eingeschätzt wurden als Moderatorinnen – und damit dem Idealbild schon sehr nahe kommen. Moderatorinnen wirkten dagegen attraktiver und jünger auf die Testpersonenen als ihre männlichen Kollegen. „Wir konnten zeigen, dass die allgemein wahrgenommenen Geschlechtsunterschiede besonders stark bei Unterhaltungsshows ausgeprägt waren“, ergänzt Isabell Welpe.

„Unsere Studie zeigt, dass in der deutschen Medienlandschaft geschlechtsspezifische Stereotypen leider noch immer eine sehr große Rolle spielen. Es ist deshalb auch Aufgabe der Medien diese Rollenklischees – auch bei der Wahl von Sendungsart und -themen – immer weiter aufzubrechen“, fasst Welpe zusammen.

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 27. November 2014