Reine Hände, reines Herz

Wer sich sauber fühlt, ist nicht so streng

Sünden beichtet ihr euren Eltern am besten, wenn sie gerade frisch aus der Badewanne kommen. Denn wenn sich eure Eltern sauber und rein fühlen, dann beurteilen sie moralische Verfehlungen vermutlich milder. Das zumindest legen Ergebnisse von PsychologInnen um Simone Schnall von der University Plymouth nahe. In ihren Versuchen mit 40 StudentInnen konnten die WissenschaftlerInnen zeigen, dass die Selbstwahrnehmung eine wichtige Rolle beim Urteilsvermögen spielt. Ihre Ergebnisse haben die ForscherInnen in der Fachzeitschrift Psychological Science (12/08) veröffentlicht.

Saubere Wörter stimmen milder

In einem Versuch sollten die Testpersonen Sätze bilden. Eine Gruppe erhielt dazu Wortmaterial, das mit Sauberkeit verbunden ist. Die andere Gruppe bekam neutrale Wörter. Anschließend sollten beide Gruppen Situationen bewerten, in denen sich eine Person in einer Zwickmühle befindet (Gebe ich die Brieftasche zurück, die ich gefunden habe? Fälsche ich meinen Lebenslauf, um einen Job zu bekommen?). Es zeigte sich, dass die StudentInnen aus der "Sauberkeitsgruppe" die moralischen Verstöße wesentlich milder bewerteten als ihre KommilitonInnen.

Die Hände in Unschuld waschen

In einem zweiten Versuch sollten die ProbandInnen eine Ekelszene im Film gucken. Eine Teil der Gruppe sollte anschließend die Hände waschen. Wieder wurden moralische Dilemmata bewertet. Und siehe da, wieder war die Gruppe gnädiger gestimmt, die sich zuvor den Ekel vom Leib gewaschen hatte.
Bereits in früheren Studien anderer WissenschaftlerInnen konnte gezeigt werden, dass das Händewaschen auch bei eigenen Verfehlungen für ein besseres Gefühl sorgt. Das sprichwörtliche und biblische Hände-in-Unschuld-waschen meint eben nicht, dass man unschuldig ist, sondern dass man die Schuld einfach mit Wasser und Seife abwaschen kann.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. Dezember 2008