In den Augen der Betrachterin

Studie zum Blickkontakt: Frauen blicken anders auf Gesichter als Männer

Auge

Betrachten Frauen ihr Gegenüber anders als Männer? Anscheinend schon, wie eine aktuelle Studie der Queen Mary University of London zeigt. Die Forscher_innen um Dr. Antoine Coutrot haben herausgefunden, dass Frauen sich eher auf die linke Gesichtshälfte ihres Gegenübers konzentrieren und ihren Blick viel stärker hin und her schweifen als Männer. So nehmen sie viel mehr vom Gesicht anderer wahr, studieren dieses sozusagen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern sei im Experiment so deutlich gewesen, dass die Forscher_innen am Ende mit einer Trefferquote von 80 Prozent anhand des Blickverhaltens ablesen konnten, ob sich hinter dem Muster eine Frau oder ein Mann verbirgt.

Für die Studie statteten die Forscher_innen rund 500 Teilnehmer_innen mit Eyetrackern aus. Auf einem Computerbildschirm sollten sie in einer Art Skype-Situation ein Gesicht betrachten und angeben, wie viel Augenkontakt sie noch als angenehm empfanden. Während des Testzeitraums von 15 Minuten sahen alle Teilnehmer_innen die gleichen Schauspieler_innen, insgesamt acht. Am Ende gaben sie durch einen Fragebogen noch Auskunft über bestimmte Persönlichkeitsmerkmale.

Die Auswertung zeigte, dass Frauen ein Gesicht tatsächlich anders studieren als Männer. Sie fixieren weniger die Augen, sondern wandern mit ihrem Blick durch das ganze Gesicht, um alle Merkmale in kürzester Zeit erfassen zu können. Dr. Antoine Coutrot und sein Team waren dadurch in der Lage, das Geschlecht der Testpersonen daran zu erkennen, wie sie das Gesicht der Schauspieler_innen abscannten. Dass der kulturelle Hintergrund für diese Unterschiede verantwortlich ist, konnten die Forscher_innen ausschließen, da Testpersonen aus 60 unterschiedlichen Nationalitäten teilnahmen. Auch den Einfluss anderer Merkmale wie Attraktivität oder Vertrauenswürdigkeit wollen sie ausgeschlossen haben.

Mithilfe von Eye-Tracking sei es ihnen erstmals gelungen zu beweisen, dass Frauen und Männer Dinge anders betrachten und visuelle Informationen unterschiedlich aufnehmen, schreiben die Forscher_innen im "Journal of Vision". Was das genau zu bedeuten hat, muss dann aber wohl noch eine andere Studie herausfinden ;-).

Quelle

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Dezember 2016