Mehr Handymasten, weniger Gesundheit?

Umweltschutzverband BUND warnt vor massiven Ausbau der Mobilfunknetze und empfiehlt  mehr Glasfaserkabel

Jede/r will heute erreichbar sein und von jedem Ort aus telefonieren können - schließlich heißt es ja Mobiltelefon - doch dazu reichen unsere Handynetze noch längst nicht aus. Deshalb versteigert die Bundesnetzagentur in Mainz heute neue Funkfrequenzen. Aber nicht alle freuen sich über dieses Engagement. So warnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einem massiven Ausbau der Mobilfunknetze vor allem in ländlichen Regionen. Weil es auf dem Land an leistungsfähigen Glasfaserkabeln mangele, sei dort die Attraktivität von Funktechniken besonders groß. Die Folge sei aber eine höhere Elektrosmogbelastung, und das sei nicht ungefährlich, denn über die Langzeitwirkungen der Mobilfunkstrahlung auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt sei noch viel zu wenig bekannt. Sogar das EU-Parlament halte die in der Europäischen Union geltenden Grenzwerte für Elektrosmog aus Mobilfunkanlagen für unzureichend. Außerdem seien die Anwohner der Sendestationen nicht ausreichend vor Strahlung geschützt. Der BUND forderte, mindestens ein Prozent der zu erwartenden fünf bis sechs Milliarden Euro des Versteigerungserlöses zur Erforschung der Gesundheits- und Umweltfolgen von Mobilfunkanwendungen einzusetzen.

Bernd Rainer Müller, BUND-Mobilfunkexperte: "Um mögliche Umwelt- und Gesundheitsschäden zu vermeiden, dürfen die Funknetze nicht weiter ausgebaut werden. Stattdessen müssen immissionsarme Kommunikationstechnologien entwickelt werden, die solche Schäden ausschließen. Nötig sind beispielsweise die verstärkte Erforschung von Infrarot-Übertragungstechniken sowie ein deutlicher Ausbau der netzgebundenen Kommunikation über Glasfaserkabel."

Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände

Eine Reihe von Studien habe gezeigt, dass die Mobilfunkstrahlung Menschen, Tieren und Pflanzen schade. Beim Menschen seien Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände beobachtet worden. Bienen, Brieftauben oder Fledermäuse verlören teilweise ihre Orientierung. In Laborversuchen seien Störungen des vegetativen Nervensystems sowie eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke nachgewiesen worden. Letzteres könne dazu führen, dass Umweltschadstoffe direkt ins Gehirn gelangen könnten. Zahlreiche Studien hätten auch die Schädigung von Spermien belegt. Zudem bestehe der Verdacht auf Auslösung und Förderung von Hirntumoren.

In Deutschland gibt es nach BUND-Angaben derzeit rund 260.000 große Mobilfunk-Sendeanlagen und zirka zwei Millionen kleinere Sendeanlagen. Hinzu kommen rund 100 Millionen Mobiltelefone sowie etwa 50 Millionen häusliche Sender wie WLAN, schnurlose Telefone und Anlagen zur Daten- und Videoübertragung. Lediglich für fest installierte Sendeanlagen existierten Grenzwerte entsprechend der Bundesimmissionsschutzverordnung für elektromagnetische Felder (26. BImSchV). Diese gewährleisteten jedoch keinen Schutz vor den genannten Risiken. Zudem überschritten mobile Anwendungen wie die als "strahlungsarm" angebotenen sogenannten DECT-Telefone (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) diese Grenzwerte, eine Reihe von Mobiltelefonen strahlten sogar um bis zum Zehnfachen stärker.

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. April 2010