Der erste Eindruck bleibt

Studie: Was schnell verbockt ist, ist nur langsam wieder gutzumachen

Versöhnungsblumen

Zu spät? Schlecht gelaunt? Zu aufdringlich? Zu nervös? Oder direkt ins Fettnäpfchen getreten? Der erste Eindruck ist anscheinend ein langanhaltender, zumindest dann, wenn man keinen allzu guten hinterlassen hat, wie eine aktuelle Studie der University of Chicago zeigt. Dann wird man seinen „schlechten Ruf“ nämlich nur noch schwer wieder los. Hat man sich allerdings stets von seiner Schokoladenseite präsentiert, so darf man sich keineswegs darauf ausruhen. Denn einen „guten“ Ruf verspielt man sehr viel schneller, als man einen „schlechten“ wieder gutmachen kann - Menschen scheinen es kompliziert zu mögen ;-).

Was, wenn eine Person Geld für einen guten Zweck spendet oder jemand nur ein einziges Mal in einer Klausur schummelt? Wie viele gute oder schlechte Taten müssen folgen, damit andere ihre Meinung zu dieser Person ändern? Das wollten Nadav Klein und Ed O’Brien von der University of Chicago in einer Studie herausfinden. Innerhalb von fünf Experimenten zeigte sich: Selbst wenn man sich noch so sehr anstrengt, ist es leicht zum Sündenbock zu werden, aber äußerst schwer, ein schlechtes Image wieder loszuwerden.

Die Forscher_innen legten den Teilnehmenden Alltagsszenarios zum Lesen vor. Hier ging es zum Beispiel um Barbara, eine Büroangestellte, die sich meist höflich ihren Kollegen gegenüber verhielt, gerne auch mal anderen die Tür aufhielt oder Komplimente verteilte. Manchmal jedoch verhielt sie sich weniger vorbildlich, drängelte sich vor oder verbreitete Gerüchte über andere. Doch Barbara habe sich innerhalb einiger Wochen verändert, erzählten die Forscher_innen den Testpersonen – und präsentierten den beiden Teilnehmergruppen zwei unterschiedliche Szenarien.

Bei der Auswertung wurde deutlich: Verhielt Barbara sich nur wenige Male unfreundlich anderen gegenüber, so urteilten die Testpersonen sehr schnell, dass sie sich zum Negativen geändert habe. Damit sie ihr eine positive Verhaltensänderung bescheinigten, musste sich Barbara allerdings über einen sehr viel längeren Zeitraum von ihrer besten Seite präsentieren. Die weiteren Experimente zeigten ebenfalls, dass die Testpersonen schneller bei anderen eine Verschlechterung des Verhaltens beobachteten als dass sie positive Veränderungen würdigten.

Dieser Voreingenommenheit sollten wir uns bewusst sein, schreiben Klein und O'Brien im Fachmagazin „Social Cognition“ und regen dazu an, anderen eine Chance zu geben, einen verkorksten ersten Eindruck wieder gutzumachen - wobei es natürlich immer auf das "Vergehen" ankommt ;-).

Quelle

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 8. August 2016