Biomedizinische Technikerin

Ein vielseitiger Beruf, nah am Menschen

Selbstversuch: Sky bei der Elektrostimulations-Therapie.

Sky studiert biomedizinische Technik mit Schwerpunkt auf Rehabilitationstechnik (Master of Science). Ihren Bachelor hat sie in Medizin- und Sportmedizinischer Technik gemacht. LizzyNet wollte von ihr wissen, was sie in den Studium erwartet und was man anschließend mit dem Beruf anfangen kann.

*Was kannst du nach dem Studium mit deinem Wissen anfangen?*
Mit dem Abschluss, kann man zum einen medizinische Geräte entwickeln, reparieren, testen, verkaufen, aber auch Bewegungsanalysen von Menschen machen. Mein Schwerpunkt konzentriert sich dann auf Hilfsmittel zur Rehabilitation also Prothesen, Rollstühle, Computer für Blinde, Wohnkonzepte für Blinde, Hörgeräte und so weiter.

*Welche Fächer belegt man dort?*
Im Bachelor: Mathe, Physik, Chemie, ingenieurwissenschaftliche Grundlagenfächer (je nach Ausrichtung des Studiengangs: Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Messtechnik) natürlich und etwas medizinische Grundlagen, aber auch BWL und Englisch. Abhängig vom Studiengang kommen dann vertiefende Fächer wie Biomaterialien, Hygiene, Krankenhaussysteme, bildgebende Verfahren, Biomechanik oder Bildverarbeitung dazu.
In meinem Masterstudiengang hat man sehr viel Wahlmöglichkeiten. Man kann sich zwischen den drei Schwerpunkten: Medizintechnik, Rehabilitationstechnik und Arbeitswissenschaften entscheiden. In Medizintechnik lernt man viel über allgemeine medizinische Geräte, all das, was man aus dem Krankenhaus oder vom Arzt kennt. In Rehabilitationstechnik geht es wie schon gesagt um Hilfsmittel und Arbeitswissenschaften mit Ergonomie und Arbeitsabläufe. Zudem kommen viele ingenieurwissenschaftliche Vertiefungen.
Ich habe meine Fächer überwiegend aus den Bereichen Produktentwicklung, (Medizinprodukt-)Recht und Elektrotechnik zusammen gesucht

Wie bist auf den Beruf gekommen?

Ich bin ziemlich breit begabt, kann alle Naturwissenschaften ganz gut, bin aber in keiner herausragend. Als ein Sitznachbar auf einem Langstreckenflug mal fragte, was ich nach der Schule machen wollte, sagte ich also: Vielleicht Physik oder Mathe oder Informatik oder Chemie oder eine Ingenieurswissenschaft... Medizin falls meine Noten reichen... und er meinte „Ich bin Medizintechniker- unser Motto ist 'Wir können alles, nur nichts richtig!'“ Hab mich danach über den Studiengang informiert und... ja da bin ich halt :-).

Was macht dir daran am meisten Spaß?

Zum einen die Vielfalt, zum anderen die Vielschichtigkeit: Es ist zwar eine Ingenieurwissenschaft, aber trotzdem darf man den Patienten nicht vergessen. Es gibt wenige Bereiche, wo man sich so wenig selbst in die späteren Anwender hinein versetzen kann und die Anwender teilweise so unterschiedliche Voraussetzungen haben.

Was kannst du weniger leiden?

Was das Studium angeht, ist es durch die von mir geliebte Vielseitigkeit manchmal auch sehr anstrengend. Viele Studenten, die aus anderen Studienrichtungen kommen (es ist zum Beispiel möglich, als Wirtschaftsingenieur bei uns Kurse zu besuchen), sind über das hohe Pensum und die tendenziell eher schlechten Durchschnittsnoten schockiert. Was die Fachrichtung betrifft: Ich kann z.B. nicht wirklich etwas mit Biomaterialien anfangen. Natürlich ist es wichtig für z.B. die Endoprothetik (z.B. künstliche Hüft- und Kniegelenke), aber da ich nicht aus dem Maschinenbau komme, gibt’s auch da kaum etwas, was weiter von mir entfernt ist. Auch mit sehr theoretischen Grundlagenforschungs-Themen kann ich mich nicht anfreunden... deshalb habe ich nach dem Bachelor die Uni gewechselt.

Hast du neben dem Studium noch Zeit für`s Private?

Zwangsweise. Ich muss mich selbst finanzieren, das heißt, ich gehe neben dem Studium noch 20 Stunden pro Woche arbeiten. Das Studium leidet darunter schon ziemlich, denn das oben angesprochene Pensum kann neben Arbeit kaum bewältigt werden. Ich habe das ein Semester lang versucht, aber da daraus 90-100 Stunden-Wochen unter dem Semester entstanden sind, hab ich danach das Studium etwas entschleunigt. Da ich inzwischen fast fertig bin, gibt’s auch wieder mehr Freizeit.

Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis dort zwischen Männern und Frauen?

Im Bachelor haben wir mit 15 Mädels und 90 Jungs angefangen und mit 13 Mädels und 15 Jungs Abschluss gemacht. Im Master haben wir entsprechend einen Schnitt von etwa 50/50.

Und wie ist das "Emotionale"?  ;-)

Man muss sich als Frau erstmal beweisen, vor allem wenn man ein „Mädchen Mädchen“ ist; sprich Röcke trägt, rosa mag und sich doch eher mädchenhaft verhält. Dann hat man schnell das Prädikat "Ingenieurs-Barbie". Meine Art, mit diesem Klischee umzugehen ist, damit zu spielen. Ich habe mir demonstrativ einen rosa Laptop und ein rosa Handy gekauft. Ja ich bin eine Barbie und ich steh dazu... (aber bei Gruppenarbeiten prügeln sich die Jungs um mich, weil ich meist ordentliche Noten zustande bringe. ;-))

Welche Voraussetzungen braucht man für das Studium? Abschlusstechnisch und persönlich?

Man braucht (Fach)Abi, die NCs - wenn vorhanden - liegen häufig im schlechten 1,x -2 er Bereich. Naturwissenschaftliches und technisches Grundverständnis ist hilfreich, etwas medizinisches Interesse auch, aber man sollte wissen, dass das Studium wenig mit einem Medizinstudium oder dem Arztberuf zu tun hat; diesem Irrtum sind leider zwei meiner Kommilitoninnen aufgesessen, die das Studium im Bachelor geschmissen haben.

Wo würdest du gerne landen nach dem Studium?

Ich möchte in die Entwicklung von Exoprothesen (künstliche Arme und Beine, wenn jemand amputiert oder ohne die entsprechenden Gliedmaßen geboren wurde... also nicht das Hüftgelenk, das man Oma einbaut ;-)).

Sagst du uns noch, wo der Studiengang überall angeboten wird?

Teilweise konsekutive Master für Bachelor Medizintechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik, Physik oder ähnliches.

Medizintechnik als Studiengang