Wenn´s links juckt, vor dem Spiegel rechts kratzen

Erst lachen, dann nachdenken - Die IG-Nobelpreise für skurrile Forschung wurden verliehen

Wie wirkt sich das Tragen von Polyester oder Baumwolle auf das Sexleben von Ratten aus? Welche Marken-Persönlichkeit haben Steine? Und wie verändert sich die Wahrnehmung der Welt eigentlich, wenn man kopfüber durch die Beine guckt. Das alles sind weltbewegende Forschungsfragen und wurden darum ganz zu Recht mit dem IG-Nobelpreis für skurrile Forschung ausgezeichnet.
Der Spaßpreis, der jährlich kurz vor den "echten" Nobelpreisen vergeben wird, will erst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen. Mit den IG-Nobels werden nicht nur verrückte Ideen und leidenschaftliche Wissensschaftler_innen humorvoll geehrt (wie etwa der diesjährige Gewinner des Biologiepreises, der spezielle Prothesen entwickelte, um sich wie eine Ziege bewegen zu können - was er dann auch ausgiebig in einer Herde ausprobierte), sondern manchmal wird mit der Preisvergabe auch Kritik deutlich. So vergaben die Initiatoren den Chemie-Preis in diesem Jahr an Volkswagen, weil Volkswagen das Problem exzessiver Emissionen gelöst hatte: ein automatisches, elektromechanisches Verfahren sorgt für geringere Emissionen, wann immer sie gerade gemessen werden.

Eigentlich ist der IG-Nobelpreis aber kein Spott-Preis, sondern einer, der die kreativen Leistungen skurriler Forschung durchaus zu schätzen weiß. Schließlich muss man erst mal darauf kommen, dass man sich bei Juckreiz auf der linken Körperseite auch rechts kratzen kann, solange man dabei in einen Spiegel schaut (Medizin-Preis). Christoph Helmchen von der Universität Lübeck hatte sich mit seinem Team diesem spannenden Thema gewidmet. Kollege Andreas Sprenger war sogar angereist, um den Preis entgegenzunehmen (überreicht von echten Nobelpreisträgern). Die Gewinner_innen der IG-Nobelpreise werden besonders geehrt. Sie werden auf der Bühne mit Papierfliegern beworfen.

*Weitere Gewinner_innen:*
Der Psychologiepreis ging an Evelyne Debey und ihre Kolleg_innen, die sich mit Lügner_innen beschäftigt hatten. Sie mussten wegen ihres besonderen Forschungsgegenstandes offenbar ihre eigenen Ergebnisse immer wieder in Frage stellen.

Der Friedenspreis ging an ein amerikanisch-kanadisches Team, das die Wahrnehmung und Aufdeckung von "Pseudo-Profound Bullshit" untersucht hatte.

Der Physikpreis ging an Gábor Horváth und sein Team. Er hatte herausgefunden, dass weiße Pferde wegen ihres reflektierendes Fells seltener von blutsaugenden Insekten gestochen werden.

Auch sehr schön: der Literatur-Preis für Fredrik Sjöberg. Er hat ein dreibändiges, autobiographisches Werk über die Freude am Sammeln von toten und nicht toten Fliegen verfasst.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. September 2016