Wer kalt guckt, dem geschieht es recht?

Der Gesichtsausdruck eines Mobbingopfers beeinflusst unser moralisches Urteil zu sozialer Ausgrenzung

Wer kühl und wenig kompetent wirkt, erhält im Falle einer sozialen Ausgrenzung weniger Unterstützung als Personen, die liebenswürdig und inkompetent aussehen. (Bilder: mirellawalker.com)

Mobbing ist echt mies. Darin sind sich wohl die meisten Menschen zunächst einig. Wir beurteilen es als unfair und inakzeptabel, wenn andere sozial ausgegrenzt werden, mit dem Ziel ihnen weh zu tun. Was aber, wenn die Mobbingopfer selbst Unruhestifter sind, die für Streit und Ärger sorgen? Dann sind wir mitunter mit einer Ausgrenzung auch einverstanden.

In den meisten Fällen ist für Außenstehende aber nicht zu erkennen, ob jemand ausgegrenzt wird, weil er selbst fies ist, oder ob er nur das Opfer unfairen Mobbings ist. Weil keine Zeit für eine eingehende Auseinandersetzung  mit der Situation ist, machen Außenstehende ihre Bereitschaft, dem Opfer zu helfen, von Äußerlichkeiten abhängig. Zum Beispiel vom Gesichtsausdruck des Opfers, wie nun Wissenschaftler_innen der Universität Basel in  verschiedenen Studien zu diesem Thema herausgefunden haben.

Die Forscher_innen um Selma Carolin Rudert präsentierten insgesamt 480 Testpersonen Bilder verschiedener männliche Gesichter, denen sie zuvor mit einer neuen Methode zur Gesichtsmanipulation unterschiedliche Gesichtsausdrücke verpasst hatten. Mal wirkten die Gesichter kühl, mal liebenswürdig, mal mehr, mal weniger kompetent. Die Testpersonen sahen jedes Gesicht 2 Sekunden lang und sollten spontan beurteilen, wie akzeptabel es sei, diese Person auszugrenzen.

*Falscher Gesichtsausdruck, wenig Unterstützung*
Dabei fanden es die Teilnehmenden am wenigsten vertretbar, liebenswürdig dreinschauende Menschen auszugrenzen, schon gar nicht, wenn diese auch noch wenig kompetent wirken. Diese erscheinen offenbar besonders schützenswert. Weniger Probleme hatten sie aber mit Gesichtern, die kühl, aber wenig kompetent aussahen.

Offenbar haben Menschen recht klare Vorstellungen davon, wie gefühlskalte Menschen aussehen, dabei gibt es in Wirklichkeit keinen Zusammenhang zwischen dem Aussehen eines Menschen und seinen tatsächlichen Charaktereigenschaften. Hinter einem lieben Gesicht muss ebenso wenig ein solcher Mensch stecken wie hinter einem unterkühlten Gesicht ein kalter Zeitgenosse. Dennoch verlassen sich Menschen auf diese Eindruck und lassen sich davon sogar in ihrem moralischen Urteil beeinflussen. Das könnte schlimmstenfalls dazu führen, dass ein Opfer in einer Mobbingsituation von Außenstehenden nur deshalb nicht unterstützt wird, weil der Gesichtsausdruck irgendwie einen kalten Eindruck hinterlässt.

Bevor ihr euch also auf die Seite einer Seite schlagt, versucht die Situation wirklich zu durchleuchten und lasst euch nicht von einem lieblichen Lächeln oder einem kalten Blick in die Irre führen.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 30. August 2016