Die Hälfte des Himmels gehört Bo

Autorin: Dagmar H. Mueller
Ein sehr trauriges, aber wunderschönes Buch

In Dagmar H. Muellers Buch "Die Hälfte des Himmels gehört Bo" geht es um den Tod eines Familienmitglieds und den Umgang damit. Das Buch ist aus der Sicht der elfjährigen Martha geschrieben, die zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Bo, den zwei älteren Schwestern Billie und Lena und den Eltern auf dem Land wohnt. Martha erzählt vor allem von ihrem kleinen Bruder Bo, mit dem sie sich ein Zimmer teilt. Der kommt oft auf komische Ideen, wie z.B. dass er von nun an im Zirkus leben will, dass er den Garten von Frau Griesholm-Grieskopf umgraben will oder auch, dass er den Himmel gekauft hat. Bo darf nämlich alles. Er ist ein Glückskind und eine Nervensäge. Ihm passiert nie etwas, selbst wenn ein riesiger Dosen-Turm auf ihn fällt. Mit seinem "ich-bin-doch-der-kleine-Bo-Gesicht" schafft er es dann auch immer, dass ihm niemand böse sein kann. Auch Martha kann sich nicht lange über Bo ärgern, dabei ist das Alles oft sooo ungerecht ... Denn meistens bekommt Martha Ärger, wenn eigentlich Bo schuld ist und dann ist Bo immer so ein Rechthaber! Bo muss auch nie so viel aufräumen, wie Martha, Billie und Lena. Wenn Bo ein klitzekleines bisschen müde ist darf er sich ausruhen und die Mama liest ihm dann was vor mit Kuscheldecke und so. Irgendwann reicht es Martha, die Wut hat sich in ihrem Bauch so angesammelt, dass sie nicht mal mehr bis zehn zählen kann, damit die Wut sich wieder beruhigt. Martha kann nur noch weinen, doch es dauert bis ihre Mama merkt, was los ist und dann wird auch nichts besser.

*Möglichkeiten des Himmels*
Das "Graue-Gefühl" kommt mit der Wahrheit, die die Eltern nun erzählen. Bo muss schon bald ins Krankenhaus, die Mutter weint oft und Lena redet dauernd von Wiedergeburt. Nur Papa ist noch wie Papa. Alle sind schrecklich traurig über Bos Krankheit, die ihn immer schwächer werden lässt. Außer Bo, der redet von den Möglichkeiten des Himmels, dass man da alles machen kann, ja, sogar fliegen... und Martha weiß wieder, dass Bo, obwohl er ein schrecklicher Bestimmer und Rechthaber war, doch der tollste Bruder war. Sie erinnert sich wieder daran, was die Mama über sie und Bo gesagt hat: "Martha du bist der Himmel und Bo die Sonne, die den Himmel immer wieder davon überzeugt, das heute ein Sonnentag werden sollte..." Und als Bo tot ist, fehlt er Martha sehr und sie wünscht sich das alle ihn gekannt hätten, denn dann wüssten alle von der Sache im Zirkus, oder das mit den Soldaten, dem Fußballkissen und vor allem von der Oster-Geschichte.

*Traurig und wunderschön zugleich*
Dagmar H. Mueller erzählt ihre Geschichte mit viel Witz und sehr viel Liebe für alle Beteiligten. Jeder hat seinen eigenen Weg mit dem Tod umzugehen und das ist auch ganz in Ordnung. Niemand kann beantworten, wo man hinkommt, wenn man stirbt, wie es da aussieht oder, was man fühlt. Dieses Buch ist traurig und wunderschön zugleich, denn es erzählt von ganz, ganz viel Liebe. Und dass man geliebt wird, ist doch das Wichtigste (findet Bo). Also, wer sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen oder den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Wirklich. P.S.: Weinen ist gut für die Netzhaut des Auges.

Autorin / Autor: magolin - Stand: 6. Februar 2006