Unterdrückung in Pink?

Mit ihrer Kampagne PinkStinks begehren zwei Britinnen gegen die Pinkifizierung der Welt auf.

Wenn irgendetwas ausdrücklich für Mädchen sein soll, ist es meistens rosa. Mit dem Strampler in pink fängt es an, dann flutet eine rosafarbene Spielzeugwelle in die in pink gehaltenen Kinderzimmer: Barbie und Polly Pocket und Prinzessin Lillyfee und Hello Kitty und Mädchenbücher und Glitzer und Haarspängchen und Nagellack - alles pink! Doch die "Pinkifizierung" der Mädchen-Welt beschränkt sich nicht nur auf Kinderzimmer, nein, auch junge Frauen fallen dem Rosa-Stift zum Opfer. Ob Computerspiele, Handys, Schminke oder Modeaccessoires - die Farbe pink begleitet Mädchen in jeder Lebenslage - ob sie nun wollen oder nicht. Und wenn ein Lap Top extra für Mädchen ist, hat es entweder Glitzersteine drauf oder ist - dreimal dürft ihr raten - rosa!

Pinkifizierung

Den Britinnen Emma und Abi Moore ging diese Pinkifzierung mächtig auf den Wecker, nicht etwa der Farbe an sich wegen, sondern wegen der Rollenbilder, die im rosafarbenen Prinzessinnenkostüm so scheinbar harmlos daherkommen. Ihrer Ansicht nach ist die zunehmende Pinkifizierung ein recht junges Phänomen (noch Anfang des 20. Jahrhunderts galt pink als ausgemachte Jungenfarbe) und damit keine naturgegebene Farbvorliebe von Mädchen.

Schönheit wichtiger als Hirnschmalz

Mädchen würde durch die pinkifizierte Welt in einem sehr jungen Alter suggeriert, es gebe nur einen Weg, ein braves Mädchen zu sein. Und der führt offenbar durch die rosa Hölle, in der Schönheit wichtiger ist als Hirnschmalz und die Möglichkeiten für Mädchen stark beschränkt bleiben. Zu diesem Bild trügen auch die Medien bei, die sich ewig nur um berühmte, reiche, schlanke oder mit berühmten Männern verheirateten Frauen schaaren, während sie gebildete, erfolgreiche, vorbildliche interessante Frauen links liegen lassen, kritisieren die Gegnerinnen der pinken Scheinwelt.

Falsche Vorbilder: Zarte Prinzessin, liebe Fee

Die ständige Konfrontation mit der zarten Prinzessin, der lieben Fee und ihren rosafarbenen Kolleginnen tragen nach Ansicht der Moore-Schwestern dazu bei, dass Mädchen eine passive Rolle einnehmen und unter mangelndem Selbstwertgefühl leiden.
"PinkStinks" ist also keine Farbdiskriminierung, sondern eine Kampagne für bessere Vorbilder. Die sehen die beiden Initiatorinnen in Frauen aus Forschung, Wissenschaft, Sport, Kultur und Politik und geben auf ihrer Website darum auch jede Menge Beispiele für tolle Frauen, die Vorbildcharakter für Mädchen haben könnten.

Aufruhr in der Rosa-Fraktion

Die Kampagne PinkStinks auf der gleichnamigen Website wurde allerdings nur wenig beachtet, mediale Aufmerksamkeit bekamen die Rosa-Gegnerinnen erst, als sie kurz vor Weihnachten zu einem Boykott eines Spielwarenhandels aufriefen, der damit warb, die Entfaltung und Kreativität von Kindern besonders zu fördern, für Mädchen aber offenbar in erster Linie rosa Kitsch bereit hielt. Dies hatte einen Run auf die PinkStinks Seite zur Folge - im guten wie im schlechten. Sie erhielten zahlreiche Unterstützung und jede Menge hasserfüllte Mails von Rosa-Fans.

Natürliche Vorliebe?

Forscher diskutieren übrigens immer wieder, warum Frauen eine (angebliche) Vorliebe für Rottöne haben, die die ein oder andere Studie auch wissenschaftlich belegt haben will. Die ForscherInnen argumentieren, es sei vermutlich eine evolutionäre Entwicklung, dass Frauen Rottöne nicht nur bevorzugen, sondern auch besser unterscheiden können. Als Sammlerinnen seien unsere Vorfahrinnen eben für Beeren zuständig gewesen und hätten lernen müssen, giftige und ungiftige Sorten zuverlässig zu unterscheiden. Dabei soll sich im Gehirn ein Rosa-Spezialisierung entwickelt haben ;-).

Farbpsychologie: Rosa - ein bisschen Liebe, ein bisschen Sex

In der Farbpsychologie will man rosa übrigens als kleines Rot verstanden wissen. Rot steht unter anderem für Liebe und Sex, Rosa als die schwächere Version davon, bedeutete dann: ein bisschen Liebe und ein bisschen Sex. Rosa ist außerdem sanftmütig, verspielt, weich und zart. Prinzessin halt... ;-).

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Autorin / Autor: Sabine Melchior - Stand: 15. Januar 2010