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Eine Adventsgeschichte über eine Freundschaft zwischen Hund und Mensch von fleur

Völlig durchfroren, durchnässt und ängstlich war ich. Gestern hatte ich, wie immer, vor dem Haus in der Kälte geschlafen. Mein Herrchen hatte, auch wie immer, vergessen mich zu füttern. Drei Namen hatte ich: Köter, Hau ab und Hannibal, doch Hannibal nannte mich schon lange keiner mehr. Niemand kümmerte sich um mich, niemand dachte mal daran, mir Futter zu geben oder mich zu streicheln. Doch irgendwann hatte ich die Nase voll und bin abgehauen in die Großstadt. Hunderte Menschen sah ich, die gehetzt und mit vollen Tüten umherliefen. Ganz erstaunt beobachtete ich alle, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich torkelte auch oft vielen Leuten hinterher, um etwas Futter zu erbetteln. "Hau ab du Köter!", riefen sie mir alle hinterher oder: "Wer lässt denn dieses dreckige Vieh hier ohne Leine herumlaufen?" Schon wieder hörte ich diese Worte, erinnerte mich wieder an meinen alten Besitzer und wusste nicht wohin mit mir. Die erkratzte Schnauze war nass und meine Pfoten kalt. Niemand mochte mich, diesen dreckigen, dünnen und hässlichen Hund. Nichts konnte ich mehr tun außer erfrieren und verhungern. Langsam schleppte ich mich durch all die dunklen Gassen und suchte etwas Futter. Nach einer Weile konnte ich nicht mehr und ließ mich in den kalten, dreckigen Schnee fallen. Dies war mein Ende. Hungernd und durchnässt war ich. Noch einmal strich ich mit meiner kalten Pfote über meine nasse Schnauze, danach lag ich mich meinen Kopf auf dem harten Boden, verabschiedete mich vom Leben und schlief ein.

Da war jemand, der mich wollte

"Mama, Mama, schau mal ein Hund! Darf ich den mitnehmen? Bitte, bitte, bitte!", hörte ich plötzlich eine Mädchenstimme rufen. "Lass doch diesen dreckigen Hund hier liegen und komm jetzt endlich!" antwortete ihre Mutter verzweifelt. Das Mädchen schaute mich noch einmal traurig an und ließ sich mitschleppen. "Ich lebe noch", war mein einziger Gedanke. Schnell rappelte ich mich auf und humpelte dem Mädchen hinterher. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der mich liebte und mich so nahm wie ich war. Ich durfte das Mädchen nicht aus den Augen verlieren. Doch plötzlich sah ich sie nicht mehr. Mein Bauch knurrte lauter als ein Automotor, und meine Pfoten waren zu Eiszapfen gefroren. Mein Schwanz tat weh und mein Fell war dreckiger als je zuvor.

Ein glückliches Wiedersehen

Plötzlich hörte ich Stimmen die sangen und lachten. Ich sah ein Haus mit dem Mädchen das ich verloren hatte! Ich freute mich tierisch und bellte erfreut. Schnell lief ich zur Tür und kratzte so laut ich konnte. Das Mädchen öffnete die Tür. Als sie mich sah, fiel sie auf die Knie und umarmte mich. Tränen liefen ihr über die Wangen. Wir beide freuten uns, dass wir uns endlich wieder gefunden hatten. Schnell stupste sie mich ins Haus und holte eine Decke, die sie vor den Kaminofen legte und fütterte mich. Ihre Mutter sah mich lächelnd an und sagte: "Na, jetzt hast du uns doch noch gefunden!" Freudig schaute ich aus dem Fenster, wo dicke Schneeflocken hinunter fielen, doch plötzlich sah ich etwas am Himmel aufblitzen. Lange Zeit schaute ich nach hinaus. "Dies war ein Zauberlicht!", flüsterte mir das Mädchen ins Ohr: "Dieses Licht hat uns beiden einen Wunsch erfüllt, dir, dass du ein zu Hause hast, und mir, dass ich einen Hund bekomme!" Erleichtert bellte ich, um ihr Recht zu geben. Nach kurzer Zeit schlief ich ein, aber nicht draußen in der Kälte, sondern auf einer Decke vor dem Kaminofen.

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Autorin / Autor: fleur - Stand: 26. November 2008